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Schon zwei Mal spielte Marcel Carstensen mit DGF Flensborg bereits in der Verbandsliga, zuletzt in der Saison 2016/17. In diesem Sommer ist ihnen erneut der Aufstieg gelungen, doch in der neuen Spielklasse tut sich die Mannschaft erneut schwer. Wie der Knoten platzen könnte, wie er den nächsten Gegner sieht und wie es zur Gründung der DGF Sea Dogs kam, erzählt uns Marcel im “nospa Spieltags Talk”.
Am Samstag hattet ihr die SG Nordau zum Derby zu Gast. Es war gleichzeitig das Duell der Aufsteiger, die sich in der letzten Saison in der Kreisliga einen spannenden Zweikampf um die Meisterschaft geliefert haben. Am Ende habt ihr eine 0:5 Packung kassiert. Wie erklärst du dir diese doch deutliche Niederlage?
Der Begriff „Derby“ war für mich in diesem Zusammenhang noch nie nachvollziehbar. Für uns ist diese Partie nicht anders zu bewerten als andere Begegnungen, dementsprechend messen wir dieser Niederlage auch keine gesonderte Bedeutung bei – zumal wir personell nicht auf Rosen gebettet waren. Gleichwohl wissen wir aber, dass wir einen rabenschwarzen Tag erwischt haben und diesen intern aufarbeiten werden.
Was glaubst du, woran liegt es, dass ihr in der Verbandsliga noch nicht richtig Fuß fassen konntet? Wann platzt bei euch der Knoten?
Für den fehlenden Rhythmus gibt es vielfältige Gründe. Durch den Umweg über die Relegationsspiele hatten wir nicht nur eine kurze Vorbereitungszeit, sondern auch recht kurzfristige Zu- und Abgänge, die das Mannschaftsgefüge verändert haben. Hinzu kommt, dass die Verbandsliga in diesem Jahr sehr ausgeglichen ist. Die Tagesform und die nötige Einstellung, die an jedem Wochenende gefragt sind, haben wir bisher zu selten abrufen können. 23 eingesetzte Spieler in sieben Saisonspielen sind außerdem ein kleiner Fingerzeig, dass wir noch keine Kontinuität aufbauen konnten. Gelingt uns das, werden wir auch in der Verbandsliga Fahrt aufnehmen.
Die Aufgaben werden nicht leichter, am Samstag spielt ihr bei Grün-Weiß Tolk. Wie zuversichtlich gehst du in diese Begegnung?
Mit der gleichen Zuversicht wie in jedes Fußballspiel. Wie bereits erwähnt: die Verbandsliga ist eine klassische „Jeder kann jeden schlagen“-Liga. Entscheidend ist dabei nicht, wer uns als Gegner gegenübersteht, sondern was wir selbst bereit sind, in die Waagschale zu werfen. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass wir unsere fußballerische Klasse auf den Platz bringen.
Impressionen
Habt ihr ein Ziel, wo ihr zur Winterpause in der Tabelle stehen möchtet?
Wir haben vor der Saison bewusst darauf verzichtet, einen Tabellenplatz als Saison -oder Zwischenziel auszugeben. Unser Ziel muss es sein, Stabilität in die eigenen Auftritte zu bekommen.
Der ein oder andere wird es vielleicht mitbekommen haben. DGF Flensborg hat in dieser Saison auch eine neue Handballmannschaft an den Start gebracht, die Sea Dogs. Das besondere an diesem Team ist der Kader. Schaut man sich den nämlich an, denkt man zunächst, es könnte sich um einen Druckfehler handeln, denn der Kader besteht quasi aus der DGF Fußball-Ligamannschaft. Du bist einer davon. Wie kam es zu der Gründung der Sea Dogs?
Ich muss korrigieren: weniger als die Hälfte des Kaders der DGF Sea Dogs sind Teil der Ligamannschaft. Zur Gründung kam es im März dieses Jahres, im Anschluss an die Handball WM. Bei dem Besuch eines Handballspiels hat es „gefunkt“ und die Idee einer eigenen Handballmannschaft wurde geboren – begleitet von einem gewissen Übermut durch erhöhten Bierkonsum (lacht).
In beiden Kabinen verzichten wir bewusst darauf, über die jeweils andere Sportart zu sprechen
Wenn man sich eure Außenpräsentation anschaut, dann sieht das alles sehr gut und professionell aus. Wie viel Zeit hattet ihr um dieses Projekt zu starten? Da steckt ja auch sehr viel Arbeit hinter, auch im Hintergrund.
Der Kern der Mannschaft kennt sich seit vielen Jahren und hat bereits andere Projekte gemeinsam auf die Beine gestellt, die ebenfalls viel Fleiß erfordert haben. Insofern weiß jeder um die Kompetenzen des anderen, und so haben wir schnell ein paar Aufgaben abgesteckt. Logoerstellung hier, Social Media-Betreuung da. Auch wenn sich viele Spieler als überraschend talentiert herausgestellt haben, wussten wir, dass wir eher durch unsere Außendarstellung als durch handballerische Extraklasse glänzen können – und so wollen wir eine Bereicherung auf allen Ebenen sein.
Ihr habt am Sonntag euren ersten Punkt geholt und ganze sieben Tore aufgeholt. Wie stolz bist du auf das Team?
Mein Stolz ist nicht in Worte zu fassen (lacht). Was man nicht vergessen darf: 10 von 13 Spielern haben am Sonntag das zweite Pflichtspiel ihres Lebens bestritten, und das im fortgeschrittenen Sportleralter. Spielklassen- und sportartübergreifend war die Aufholjagd in den letzten 15 Minuten ein Paradebeispiel für eine geschlossene Mannschaftsleistung.
Was habt ihr für Ziele mit den Sea Dogs? Kann da jeder einsteigen oder soll es hauptsächlich eine Mannschaft für die DGF-Fußballer bleiben?
Wir wollen die Handballwelt in der Umgebung bereichern, überall in positiver Erinnerung bleiben und uns den Spaß an der Sache bewahren. Ich wiederhole mich gerne: wir haben uns bereits jetzt deutlich von der Ligamannschaft abgenabelt und einige Spieler verpflichtet, die sportlich und am Glas eine Bereicherung darstellen. Wir verschließen uns daher nicht, bitten aber auch um Verständnis, dass wir dieses Projekt gerne weiterhin gemeinsam verfolgen möchten.
Wie viele von euch hatten vorher schon mal Handball gespielt oder zumindest ein Training absolviert?
Drei Spieler des Kaders sind erfahrene Handballer, zwei weitere haben zumindest erste Berührungspunkte mit dem kleineren Ball gehabt. Alle anderen waren bis März absolute Rookies und ohne jegliche Erfahrung.
Manche der Spieler haben auch eine Fußballpause eingelegt, andere haben jetzt eine Doppelbelastung. Würdest du sagen, dass sich das vielleicht auch schon negativ auf die Fußballmannschaft ausgewirkt hat? Wie hat euer Trainer Peter Feies zum Beispiel darauf reagiert, dass ihr jetzt auch Handball spielt?
Das möchte ich klar verneinen. Zum einen, weil sich beide Mannschaften mittlerweile deutlich unterscheiden und zum anderen, weil wir in beiden Kabinen bewusst darauf verzichten, über die jeweils andere Sportart zu sprechen. Übrig bleibt daher nur ein weiteres Hobby, und da unterscheidet sich die Belastung eines Handballspiels am Sonntagabend nicht unbedingt von regelmäßigen Besuchen im Fitnessstudio. Aus taktischer Sicht sind die Einflüsse einer weiteren Sportart sogar positiv zu betrachten – das kann unser Trainer Peter Feies, der übrigens selbst auf hohem Niveau Handball gespielt hat, sicherlich bestätigen.
Dieses Interview erschien in unserer Ausgabe für September/Oktober 2019.