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Als der heute 24-jährige Yannick Hellwig eines Abends mal wieder zusammen mit seinem Vater über alte Zeiten schwärmte, wurde natürlich auch über Yannicks Jugendidol Sven Beck gesprochen. Im Mai 2002 bekam er als fünfjähriger von Beck, der damals für den VfR Neumünster in der Oberliga spielte, ein Trikot geschenkt und als Erinnerung ein gemeinsames Foto mit seinem Lieblingsspieler obendrauf.
„An dem Abend haben wir über Svens Stationen gesprochen, wo er nach dem VfR hin gewechselt ist und wo er überhaupt her kam und so. Mein letzter Stand war, dass er in Satrup gespielt hat, da aber ein Abschiedsspiel bekommen hatte.“ Trotzdem recherchierte Yannick, ob der inzwischen 47-jährige auch heute noch irgendwo kickt. „Ich habe dann, nachdem ich zuerst die beiden Altherren-Mannschaften nach ihm durchgesucht hatte, in der vierten Mannschaft seinen Namen gefunden und konnte es kaum fassen, dass er immer noch spielt.“ Sofort war ihm klar, dass er sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen würde. „Das Trikot wollte ich schon vor Jahren signieren lassen, habe das Ziel aber immer wieder aus den Augen verloren. Als ich seinen Namen gefunden hatte, war das für mich sofort klar, dass ich das Trikot jetzt unterschreiben lasse.“
“Eine total charmante Geschichte”
Der Vollblut-VfR-Fan nahm über Facebook Kontakt mit dem TSV Nordmark Satrup auf und landete bei Florian Dechow, der sich ganz begeistert von seiner Geschichte zeigte. „Den Wunsch erfüllen wir Yannick natürlich gerne. Eine total charmante Geschichte, dass nach so vielen Jahren der Wunsch eines fünfjährigen Jungen noch erfüllt wird.“
Und auch Sven Beck selbst staunte nicht schlecht. „Ich weiß noch, dass ich einem kleinen Jungen mal nach einem Spiel ein Trikot geschenkt habe“, erinnert er sich. „Der muss ja mittlerweile auch schon groß geworden sein“, schmunzelt er. „Dass er sich nach so vielen Jahren noch meldet, damit habe ich nicht gerechnet und habe mich natürlich darüber sehr gefreut und war gespannt, was aus dem jungen Mann mittlerweile geworden ist.“
Am 16. Oktober war es dann soweit. Zum Spiel in der Kreisklasse C vom TSV Nordmark Satrup IV gegen die SG Nordangeln II reiste Yannick extra aus Neumünster an, um sich seinen Wunsch zu erfüllen.
Auf ein Bier in die Kabine und “über die alten Zeiten quatschen”
„Sven hat halt immer die Tore gemacht, stand dadurch immer im Rampenlicht und war dazu sehr Fannah und total freundlich zu jedem“, erklärt Yannick, warum ausgerechnet Beck sein Lieblingsspieler beim VfR Neumünster war, dem er auch heute noch bei jedem Spiel die Daumen drückt. „Und das immer noch im Trikot von Sven“, lacht Yannick.
Das Treffen war dann ein voller Erfolg. Nicht nur, dass der TSV mit 5:0 gewann und Sven Beck drei Tore beisteuerte, er nahm sich auch viel Zeit für seinen Fan. „Das Treffen war super. Sven war total freundlich, hat sich mega viel Zeit genommen und mich nach dem Spiel noch in die Kabine auf ein Bier eingeladen“, freut sich der Neumünsteraner. „Man konnte sich super mit ihm unterhalten, einfach über die alten Zeiten quatschen.“
Natürlich wurde auch das alte VfR-Trikot signiert, sowie das Foto von damals. Und für den Fall, dass sich Yannick nochmal ein Spiel in Satrup anschauen möchte, hat er nun auch ein signiertes Beck-Trikot in blau.
„Ich war positiv überrascht, dass sich noch jemand an mich erinnert“, lacht Beck. „Toll, dass er sich die Mühe gemacht hat und herausgefunden hat, dass ich noch ein bisschen aktiv bin.“ Begeistert zeigte sich Sven, der auch für Flensburg 08 und den ETSV Weiche spielte, über die große VfR-Sammlung, die Yannick mitbrachte. „Er hatte ganz viele Zeitungsartikel sorgfältig aufbereitet. Wir haben ein paar Bilder gemacht, Trikots unterschrieben und uns viel unterhalten. Das war ein super schöner Abend, muss man wirklich sagen.“
“Das war schon eine geile Zeit”: Erinnerungen an den legendären Aufstieg vom VfR Neumünster in Emden
Unterhalten wurde sich natürlich auch über den VfR-Aufstieg in Emden. „Das war schon eine geile Zeit“, schwärmt er. „Wir haben zwei Jahre Oberliga gespielt und sind dann in einem sensationellen Aufstiegsspiel gegen die Kickers Emden aufgestiegen und haben es dann einfach genossen ein Jahr lang in der Regionalliga zu spielen.“ An die Zeit in der damaligen dritten Liga hat Sven noch viele schöne Erinnerungen. Zu seinen Highlights gehören die Spiele am Millerntor beim FC St. Pauli oder gegen Dresden. An den Aufstieg glaubten damals nicht viele, denn das erste Aufstiegsspiel ging Zuhause mit 1:2 verloren. „Emden hatte uns schon zur Feier eingeladen, alles war geplant. Sie waren sich so sicher und hätten das Hinspiel normalerweise auch mit mindestens 5:0 gewinnen müssen“, erinnert sich Sven, auch an den Glücksschuss in der 90. Minute, der zum 1:2 führte. Im Rückspiel gelang dann die Sensation und der VfR holte einen 3:2 Auswärtssieg. „Auf Grund der Auswärtstore waren wir dann aufgestiegen. Das Jahr in der Regionalliga war ein Bonus, ein Bonbon für uns. Wir waren alle Berufstätig und Fußball war nur nebenbei ein Hobby.“ Und dennoch hätte es fast noch zu einem weiteren Jahr in der Regionalliga gereicht. „Hätte es damals die Zwei-Punkte-Regelung noch gegeben, wären wir vielleicht auch gar nicht abgestiegen. Wir hatten als Absteiger mit neun Spielen die längste Serie an Unentschieden. Aber bei der Drei-Punkte-Regelung bringt dich das natürlich nicht weiter.“
“Ihn jetzt nochmal zu sehen, war der Hammer!”
Etwas Besonderes waren für ihn auch immer die treuen Fans. „Wir waren nie allein, die VfR-Fans sind immer mitgekommen. Auch Auswärts waren wir immer in der Überzahl. Da waren bestimmt teilweise zwischen 50 und 100 Leute mit. Das war eine super Zeit, die ich nicht missen möchte.“
Yannick, der hin und wieder noch mit Freunden selbst kickt, begleitet die Mannschaft auch heute noch zu vielen Auswärtsspielen. Doch die „Auswärtsfahrt“ zum Spiel nach Satrup dürfte in Yannicks Fanherz einen ganz besonderen Platz einnehmen. „Für Außenstehende ist es vielleicht schwer zu verstehen, aber Sven war der erste Spieler, den ich als Idol angesehen habe, als Vorbild. Ihn jetzt nochmal zu sehen, war der Hammer!“
Dieser Artikel erschien in unserer Printausgabe November/Dezember 2020