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Für sein Studium kam Sebastian Wirth 2015 nach Flensburg. Zunächst versuchte er es beim TSB Flensburg, fand dann aber schnell bei IF Stjernen Flensborg ein neues Zuhause. Warum er so schnell wechseln wollte, warum er Trainer Lars Meyer manchmal auf die Nerven geht und warum der Klassenerhalt in dieser Saison wieder drin ist, erzählt er uns im “nospa Spieltags Talk”.
Am Samstag war der MTV Tellingstedt bei euch zu Gast, eine Mannschaft, gegen die ihr euch in den vergangenen Spielen immer schwer getan habt. Jetzt hattet ihr Heimvorteil, es wurde auf Kunstrasen gespielt und ihr hattet wirklich starke 30 Minuten zu Beginn. Dann kam der Ausgleich und das Spiel glitt euch aus den Händen. Wie erklärst du dir das und wie groß war die Enttäuschung?
Das Spiel gegen Tellingstedt war ein 6 Punkte Spiel. Dementsprechend ist die Enttäuschung über die Niederlage sehr groß. Wir sind früh in Führung gegangen, haben auf den zweiten Treffer gedrückt und kassieren dann durch einen Fehlpass im Spielaufbau den Ausgleich. Durch dieses Tor haben wir Tellingstedt leider erst richtig ins Spiel gebracht. Zukünftig müssen wir zu Hause dominanter auftreten und uns nicht so leicht aus der Bahn werfen lassen.
Eigentlich hattet ihr zuletzt auch einen ganz guten Lauf. Mit einem Sieg hättet ihr in der Tabelle einen guten Sprung nach vorn machen können. Wird das mit dem Klassenerhalt ähnlich schwer wie in der vergangenen Saison?
Fußballerisch sind wir in meinen Augen besser als letzte Saison. Aktuell fehlt uns leider noch die Konstanz, um weiter oben mitspielen zu können. Ich hoffe, dass wir über die Saison noch weiter zusammenwachsen und regelmäßiger gut auftreten.
Die Liga ist diese Saison sehr ausgeglichen und sie macht Spaß, da es keine Überflieger oder Kellertruppen gibt. Der Klassenerhalt sollte dieses Jahr auf jeden Fall drin sein.
Am Samstag geht es zum Tabellenschlusslicht Osterrönfelder TSV. Wie groß ist die Gefahr, dass der Gegner unterschätzt werden könnte und was erwartest du für ein Spiel?
Um ehrlich zu sein wird eigentlich immer nur Stjernen unterschätzt, da wir eine junge Truppe sind, die noch nicht lange in der Liga spielt. Letztes Jahr haben wir in Osterrönfeld schlecht gespielt, daher können wir es uns nicht erlauben den Gegner zu unterschätzen. Ich hoffe, dass wir ab der ersten Minute den Mut und das Selbstvertrauen haben den Ball in den eigenen Reihen zu halten und flach von hinten raus zu spielen.
Impressionen
Vom Potential und der fußballerischen Ausbildung her habt ihr eine starke und junge Truppe. Gehen einige Spieler daher auch teilweise zu locker in manche Spiele?
Im Gegenteil, unsere jungen Spieler sind eher verkrampft als zu lässig. Alle sind wirklich gut ausgebildet und bringen alles mit was man im Herrenfußball benötigt. Der eine oder andere hat evtl. zu hohe Erwartungen an sich selbst und steht sich dadurch noch etwas selbst im Weg. Aber das kenne ich selbst noch aus meinem ersten Herrenjahr, das ist völlig normal. Schlimm, dass ich mit 24 Jahren bei Stjernen schon fast zu den Veteranen gehöre.
Auch jetzt kamen zur Saison wieder einige junge Talente zu euch. Wie machen sich eure Zugänge?
Von unseren Neuzugängen war ich von Anfang an begeistert. Die Jungs bringen physisch und taktisch alles mit und haben in dieser Saison bereits gezeigt, wie viel Qualität in ihnen steckt. Menschlich passen alle auch super in die Truppe und sie bringen auf und neben dem Platz viel Schwung mit. Außerdem ist durch die Neuzugänge unserer Kader in der Breite verstärkt worden. Wir trainieren regelmäßig mit 20 Spielern und jeder will sich in die Startelf spielen. Besonders freut mich jedoch, dass wieder Spieler mit Oberliga Erfahrung den Weg zu uns gefunden haben.
“Ich bin ein Typ, den du 34 Spieltage für 90 Minuten einplanen kannst”
Du selbst bist 2016 nach Flensburg gekommen. Was war der Grund für deinen Wechsel an die Förde und wie war es beim TSB für dich?
Ich habe 2015 in Flensburg angefangen zu studieren. Mein Freund und Kommilitone Jan Ole Butzek hat mich direkt mit zum TSB Training genommen, weil wir beide neu in Flensburg waren und das Training unter der Woche vermisst haben. Am Wochenende habe ich dann für meinen Heimatverein Tremsbüttel in der Verbandsliga Süd-Ost gekickt, aber auf Dauer war das keine zufriedenstellende Lösung für mich. Es war also klar, dass ich im Sommer nach Flensburg wechseln wollte und als Jan Ole beim TSB zugesagt hat, bin ich mitgekommen. Die halbe Saison beim TSB war jedoch eine pure Enttäuschung, da der Trainer mir kein Vertrauen schenken wollte. Als ich mich nach einigen Wochen nach meinen Einsatzzeiten erkundigt habe, wurde mir gesagt, dass man mich in der Rückrunde bestimmt gebrauchen könnte. Das Problem bei der Sache war, wir hatten September… Anschließend habe ich einen neuen Verein gesucht und ab Oktober bereits einmal die Woche bei Stern trainiert.
Nach nur einer halben Saison hast du dann den Weg vom TSB Flensburg zu IF Stjernen gefunden. Was hat dich zum Wechsel veranlasst?
Wie bereits erwähnt, wollte ich einfach nur spielen. Ich bin ein Typ, den du 34 Spieltage für 90 Minuten einplanen kannst. Wenn ich am Wochenende nicht spiele, fehlt mir der Ausgleich für meinen Alltag. Damals ging es Rico Nommensen ähnlich wie mir, deshalb haben wir gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Rico war schnell von Stjernen überzeugt und hat mich mit seiner Euphorie angesteckt. Nach einigen Wochen des Trainings habe ich mehrere Gespräche mit Ulf Graef, Thomas Knuth und Lars Meyer geführt. Stjernen war damals ein abstiegsbedrohter Verbandsligist, jedoch hatte man sich für die kommenden Jahre andere Ziele gesteckt. Ich habe es sehr geschätzt, dass man in mir einen potenziellen Führungsspieler gesehen hat, obwohl ich beim TSB nur Bankwärmer war. Dieses Vertrauen war ausschlaggebend und ich spüre es heute immer noch. Wenn man auf die Pläne von damals zurückschaut, muss man gestehen, dass diese durch den Landesligaaufstieg und den Pokalsieg 2018 wirklich eingehalten wurden.
Du hast als Saisonziel mal Ballbesitzfußball und hohes Verteidigen angegeben. Bist du zufrieden mit der Umsetzung?
Thomas Knuth und ich philosophieren häufig über Fußball. Lars Meyer gehe ich damit sogar manchmal auf die Nerven. Ich bin kein Befürworter von Ergebnisfußball und verstehe nicht, wie man sich als Fußballmannschaft ab der ersten Minute hinten reinstellen kann. In der Vorbereitung haben wir trainiert hoch zu pressen und den Gegner zu Fehlern zu zwingen. In der Landesliga gelingt uns dieser Fußball bis dato nur phasenweise, jedoch liegt das in meinen Augen hauptsächlich daran, dass viele Mannschaften mit langen Bällen spielen. Unsere Umstellung auf eine 3er Kette hat zu mehr Ballbesitz in den eigenen Reihen geführt und wir trainieren regelmäßig den Spielaufbau über die äußeren Innenverteidiger. Ich bin mir sicher, dass wir darin kontinuierlich besser werden.
Stjernen hat in den letzten Jahen eine tolle Entwicklung vollzogen, nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Außenwirkung. Wo siehst du noch Verbesserungspotential?
Wie bereits erwähnt, stand Stjernen in den letzten Jahren für Veränderung und Aufschwung. Heute gilt es sich als Nummer 3 in Flensburg zu etablieren und eine attraktive Alternative zu Weiche und TSB zu bieten. Dies gilt sowohl für Spieler als auch für Zuschauer. Wir wollen leistungsorientiert Fußball spielen, ohne dabei den Zeitaufwand der Spieler zu sprengen. Jeder Spieler schafft es zu arbeiten oder zu studieren, ohne wegen Fußball etwas zu vernachlässigen. Wir trainieren nur zwei Mal die Woche und haben kaum weite Auswärtsfahrten. Dieses Modell wollen wir weiter festigen, in dem wir in der Landesliga bleiben.
Verbesserungspotential sehe ich aktuell nur in unserem Rasenplatz, da seit über einem Jahr die Pumpe für die Sprinkleranlage defekt ist und der Platz im Sommer uneben und hart ist.
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Gibt es ein Spiel, von dem du selbst sagst, das war das beste Spiel von mir, da hat alles geklappt? Und falls ja, welches Spiel war das?
Mir fällt es schwer meine eigene Leistung gut zu finden, da ich mich am Ende des Tages immer noch über den einen Fehlpass oder den einen verlorenen Zweikampf ärgere. Trotzdem würde ich denken, dass letzte Saison mein Spiel zu Hause gegen Eckernförde und auswärts gegen Horst schon ganz in Ordnung waren. Ich freue mich jedoch mehr, wenn ich in einem Spiel mehrere Treffer auflegen kann, als ab und zu mal selbst zu treffen.
Du bist damals zum Studieren nach Flensburg gezogen. Kannst du dir vorstellen auch nach Abschluss des Studiums in Flensburg zu bleiben, hier weiter Fußball zu spielen oder geht es nach Costa Rica?
Jeder der mich kennt, weiß dass ich gerne unterwegs bin und viel reise. Im kommenden Februar werde ich wieder nach Mittel- oder Südamerika fliegen, jedoch kann ich nach meiner Arbeit in Chile und meinem Auslandssemester in Spanien genau sagen, dass ich auf Dauer in Deutschland leben möchte.
Da man bekanntlich leider nicht sein ganzes Leben lang studieren kann, werde ich am Ende meines Masterstudiums endgültig ins Berufsleben einsteigen. Ob dies hier oben oder im Hamburger Raum geschehen wird, kann ich noch nicht genau sagen. Mit Fußball bin ich jedoch noch lange nicht fertig, da ich mich körperlich sehr gut fühle. Ich würde mich also freuen, wenn ich noch einige Zeit hier oben in Flensburg verbringen könnte.