Sydslesvig Landshold

Europeada 2024: Heimspiel für die SdU-Auswahl

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Eine Europameisterschaft mit olympischen Flair: Das erwartet Noel Kurzbach, Jonas Wolz, Lukas Wrobel (Reihe hinten), Take Gniosdorz und Kim Nitschke (kniend) in diesem Sommer direkt vor ihrer Haustür.

Flensburg – In diesem Jahr bekommen wir nicht nur die UEFA Europameisterschaft im eigenem Lamd, sondern auch eine Europameisterschaft in der eigenen Stadt. Bei DGF Flensborg und IF Stjernen Flensborg werden zwischen dem 28. Juni und 7. Juli Spiele der Europeada 2024 ausgetragen, der Fußball-Europameisterschaft der Minderheiten. Das Finale geht im Manfred-Werner-Stadion über die Bühne. Auch in der unmittelbaren Umgebung rollt der Ball, etwa beim SV Frisia 03 Risum-Lindholm oder auch Slesvig IF, sowie in Dänemark.
Mittendrin bei diesem Spektakel ist Tore Wächter mit seiner Sydslesvig Landshold, der Nationalmannschaft der dänischen Minderheit in Deutschland. Zur sogenannte SdU-Auswahl gehören auch Weiches Noel Kurzbach und Jonas Wolz (wechselt im Sommer zum TSV Nordmark Satrup), Lukas Wrobel von DGF Flensborg, Take Gniosdorz von der SG Nordau und Stjernens Torjäger Kim Nitschke.
Während es für Torwart Marcel Carstensen nach 15 Jahren „Nationalmannschaft“ sein letztes Turnier sein wird, ist Jonas Wolz erstmals mit dabei. „Es ist natürlich besonders, dass die Europeada dieses Jahr hier in der Umgebung stattfindet. Ich bin gespannt auf die Atmosphäre, die wird bestimmt toll werden“, freut er sich auf das Großereignis. Bereits in der Vorbereitung steht Wolz ein besonderes Spiel bevor, denn er ist nicht nur Spieler der SdU-Auswahl, sondern ist gleichzeitig ein Spieler der TNS Sports Allstars. Im All-Star-Game geht es nun gegen die Benefizmannschaft, für die er im vergangenen Jahr noch das Tor hütete. „Ich denke, dass es ein Spiel auf Augenhöhe sein wird, da beide Mannschaften mit super Spielern besetzt sind. Die Vorfreude auf das Spiel ist daher riesengroß und ich denke, dass es ein heißer Fight wird – auf jeden Fall einen Besuch wert, für jeden Zuschauer und Zuschauerin.“

„Eine andere Hausnummer“

Auch für den 23-jährigen Take Gniosdorz ist es die erste Europeada. Im Team fühlte er sich direkt wohl und angekommen. „Gegen einige Mitspieler habe ich schon in der Liga gespielt und mit ein paar Leuten habe ich auch schon zusammen im gleichen Team gespielt.“ Für ihn wird „Erfahrung sammeln“ bei der Minderheiten-EM groß geschrieben. „Am meisten freue ich mich auf das Erlebnis bei der Europeada dabei zu sein und das alles erleben zu dürfen“, sagt der Spieler mit der Trikotnummer 23. „Von den alten Spielern, die leider nach der Europeada aufhören, will ich viel lernen.“

Schon länger mit dabei ist Lukas Wrobel. Er war auch schon beim letzten Turnier 2022 mit dabei. „Die Teilnahme an der letzten Europeada in Kärnten war auf alle Fälle ein tolles Erlebnis, ich denke aber die diesjährige Europeada im deutsch-dänischen Grenzland wird nochmal eine andere Hausnummer. Damit meine ich sowohl was das Organisationsteam der Europeada auf die Beine stellt, sowie die Unterstützung der gesamten dänischen Minderheit, die wir schon jetzt zu spüren bekommen. Dementsprechend könnten die Rahmenbedingungen nicht besser sein.“

Auf eine Sache freut er sich schon besonders. „Unser Trikot – und damit meine ich das Trikot der gesamten Minderheit – zu tragen, wird einen mit stolz erfüllen, weshalb ich es kaum erwarten kann, bis es soweit ist. Teil des SdU-Landsholds zu sein ist immer wieder aufs Neue ein tolles Erlebnis. Neben dem kulturellen Aspekt die dänische Minderheit zu verkörpern und repräsentieren, wird auch rein organisatorisch einiges auf die Beine gestellt, sodass wir uns aufs sportliche konzentrieren können. Das trägt unter anderem zur mannschaftlichen Geschlossenheit bei, weshalb es jedes Mal ein Vergnügen ist gemeinsam auf dem Platz zu stehen oder Zeit zusammen abseits des Platzes zu verbringen.“ Und auf dem Platz rechnet sich Lukas Wrobel gute Chancen für sein Team aus. „Das Niveau der Mannschaften ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, dennoch denke ich, müssen wir uns vor niemandem verstecken. Im letzten Turnier sind wir unglücklich aus der Gruppenphase ausgeschieden, das wollen wir dieses Mal besser machen und mal sehen was dann zu holen ist.“

Leicht wird dieses Vorhaben aber nicht, weiß Trainer Tore Wächter, der seit 2016 die Mannschaft betreut und vorher selbst drei Jahre Spieler der Auswahlmannschaft war. „Wir sind jetzt zwei Mal ganz unglücklich in der Gruppenphase ausgeschieden“, erinnert er sich. „Da benötigt es auch immer etwas Losglück“, denn nur der Gruppenerste kommt in die Hauptrunde. Das Auftaktspiel der SdU-Auswahl findet am 30. Juni um 11 Uhr gegen die Pobeda statt. „Die sind zum ersten Mal dabei, eine Wundertüte“, sagt Wächter. Einen Tag später (10.45 Uhr bei DGF) geht es gegen das Team Armânamea. „2016 haben wir gegen sie mit 6:1 gewonnen, aber bis zur Halbzeit haben sie gut mitgespielt. Der Kader hat sich aber sichtbar verändert und eine Verjüngung hat stattgefunden.“
Der schwierigste Gegner erwartet die Sydslesvig Landshold am 2. Juli (17.30 Uhr bei Stjernen) mit den „I Ladins“. „Letztes Mal sind wir gegen diese Mannschaft auch im letzten Spiel der Gruppenphase unglücklich ausgeschieden“, erinnert sich Tore Wächter äußerst ungern an diesen Moment zurück. „Spielerisch sehe ich uns aber vorn. Wir könnten es schaffen.“

Da die Wächter-Elf in diesem Jahr zu den Gastgebern gehört, stehen dieses Mal einige Pflichtveranstaltungen mehr auf dem Programm. „So fehlen uns leider ein, zwei Einheiten auf dem Platz, aber wir haben mit dem Pensum eigentlich gute Erfahrungen gemacht. Mehr ist einfach nicht drin“, sagt Tore Wächter, der seit 2016 eigentlich auch einen Umbruch einleiten wollte, doch auch in diesem Jahr wieder auf einige Veteranen setzen muss. „Leider haben einige jüngere Spieler berufs- oder schulbedingt abgesagt, so dass wir auch wieder Nici Vosgerau, Kolja Afriyie und Anders Nøhr mit dabei haben“, erklärt Wächter. „Dafür bringen sie brutale Erfahrung und fussballerische Qualität mit.“ Nur die Spritzigkeit fehlt inzwischen etwas. Aber auch über einige junge Spieler dürfen sich Tore Wächter und die Co-Trainer Berni Petersen und Erk Johannsen freuen.

„Das Bewusstsein schärfen“

So kommt Elias Kurzbach aus der U19 vom SC Weiche Flensburg 08, dessen älterer Bruder Noel ebenfalls zum Kader gehört. „Natürlich ist es immer etwas besonderes mit seinem Bruder zusammen zu spielen“, sagt Noel Kurzbach. „Das wird auch das erste Mal sein, dass wir zu Zweit auf dem Platz stehen werden. Wir sind aber auch zwei komplett verschiedene Spielertypen und ergänzen uns von den Fähigkeiten her sehr gut. Mal sehen ob wir das auch auf den Platz bekommen.“ Die Vorfreude auf die Europeada ist bei Noel auf jeden Fall besonders groß. „Die Europeada ist für mich besonders, weil es uns die Möglichkeit gibt das Bewusstsein der Menschen für Minderheiten und deren Identität zu schärfen. Minderheiten sind immerhin auch häufig in Grenzregionen vertreten, wo die gegenseitige Akzeptanz vielleicht nicht die selbe ist, wie wir es hier an der Deutsch-Dänischen Grenze haben. Somit ist es viel mehr als einfach nur irgendein beliebiges Fußballturnier. Es geht darum zusammenzukommen, eine gute Zeit zu haben und seine Region zu vertreten.“

Auch über die erste Teilnahme von Kim Nitschke freut sich Trainer Tore Wächter sehr, hatte es zuvor leider nie geklappt. Und der Angreifer von Stjernen ist guter Dinge: „Ich denke, dass wir ein gutes Team stellen werden. Wir haben eine gute Mischung aus sehr erfahrenen Spielern und jungen Spielern. Ich denke, alle haben große Lust auf dieses Turnier. Wenn wir alle Gas geben und unser Können Spiel für Spiel abrufen, dann wird es mindestens das Viertelfinale. Das sollte unser Mindestziel sein, nachdem man bei der letzten Europeada in der Vorrunde ausgeschieden ist. Wenn das Viertelfinale erreicht ist, dann ist alles möglich.“ Die Favoritenrolle ist für Kim Nitschke allerdings auch schon klar. „Der große Favorit auf den Turniersieg bei der Europeada wird sicherlich Südtirol sein. Sie haben bisher jedes Turnier gewonnen. Ihnen rechne ich somit gute Chancen auf den Titel aus. Die Zahlen der Vergangenheit bei den letzten Minderheiten-Europameisterschaften sprechen eine deutliche Sprache.“

Für Tore Wächter spielt noch ein anderer Faktor eine wichtige Rolle. „Entscheidend wird sein, wie wir in die Vorbereitung starten.“ Und die beginnt am 8. Juni mit einem ersten Training am Vormittag und mit dem TNS Sports All-Star-Game am Nachmittag. Anstoß im Flensburger Engelsby-Centret in der Brahmsstraße ist um 15.30 Uhr. (msc)


Dieser Artikel erschien zuerst in der FLENSBURG SPORT #39 / Juni 2024. 





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