Ruwen Möller organisiert die EUROPEADA 2024 im Grenzgebiet.

Die Europeada 2024: Ein Fußballfest zwischen den Meeren

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Die EUROPEADA findet 2024 vom 28. Juni bis zum 7. Juli im deutsch-dänisch-friesischem Grenzgebiet statt. Als Projektleiter hat Ruwen Möller viele Baustellen gleichzeitig zu bearbeiten.

Wenn am 28. Juni 2024 der Startschuss zur fünften Europeada fällt, hat Ruwen Möller einen Großteil seiner Arbeit bereits erledigt. Nicht zufällig wurde er zum Projektleiter der Fußball-Europameisterschaft der sprächlichen Minderheiten ernannt. Drei Mal nahm der Sportjournalist und Autor als aktiver Spieler an dem Turnier teil. 2022 war er der sportliche Leiter der SdU-Auswahl, der Nationalmannschaft der dänischen Minderheit in Deutschland, die mit vielen bekannten Gesichtern aus dem Flensburger Raum bestückt ist. Seit November des vergangenen Jahres ist er nun verantwortlich für das Turnier 2024 „Between the Seas“.

„Als die FUEN mitteilte, dass die Europeada 2024 in Deutschland stattfinden soll, habe ich mein Interesse signalisiert“, sagt Möller. Einzige Bedingung für ihn selber: Es müsse ein Fulltime-Job werden. Daraufhin bewarb er sich ganz offiziell auf die befristete Stelle und bekam den Zuschlag. Seit dem geht es Schlag auf Schlag. Jeden Tag ist er für das Turnier im Einsatz, seien es Gespräche mit Politik und Wirtschaft, PR-Termine oder allgemein die Organisation des Großevents, das erstmals mit 36 Mannschaften, davon neun Frauenteams, bestückt sein wird. Ruwen Möller kümmert sich um alles. Turnierpläne erstellen, Spielstätten sichten, die Vereine mit ins Boot holen, Gespräche mit Livestream-
Anbietern führen oder einen offiziellen Spielball für die Europeada in Auftrag geben. Langweilig wird es als Projektleiter nie.

Stephanie Lose und Robert Habeck übernehmen Schirmherrschaft

„Die größte Herausforderung aber ist die Beschaffung von Geldern“, sagt Ruwen Möller. So beantragte er öffentliche Gelder in Berlin und Kopenhagen, bei der Landesregierung in Kiel oder auch bei den Kreisen und Kommunen im südlichen Dänemark. „Da gibt es verschiedene Töpfe“, erklärt er. Zusätzlich sollen noch Sponsoren für das internationale Turnier gewonnen werden. „Wir bringen mit der Europeada zwischen 800 und 1.000 Menschen in die Region. Ich hoffe, die Wertschöpfung, auch für den Tourismus, wird erkannt, hier Geld zu investieren.“

Überzeugen konnte der Projektleiter bereits Stephanie Lose (Vorsitzende der Region Süddänemark) und den deutschen Vizekanzler Robert Habeck, die gemeinsam die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen haben.

Gleichzeitig muss Ruwen Möller die Interessen der vier Minderheiten, die als Gastgeber fungieren unter einen Hut bringen. Dazu gehört neben der dänischen Minderheit in Deutschland, auch die deutsche Minderheit in Dänemark, die Minderheit der Friesen und auch die Sinti und Roma in Schleswig-Holstein, die aber keine Mannschaft beim Turnier stellen werden. „Hier die Balance zu finden ist nicht immer ganz einfach.“

Gruppenauslosung am 10. Dezember

Ausgetragen wird das Turnier unter anderem in Flensburg, Tönning, Bredstedt, Niebüll, Risum-Lindholm und Dänemark.
Ein erstes Highlight findet noch in diesem Jahr statt, wenn am 10. Dezember die Gruppen-Auslosung im dänischen Hadersleben über die Bühne gehen wird. „Hier warten wir noch die Auslosung der EM und deren Anstoßzeiten ab.“ So soll vermieden werden, dass sich Spiele der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland mit den Achtel- und Viertelfinalspielen der Europeada überschneiden.

Ruwen Möller bei einer Veranstaltung bei der Europeada 2022.
Foto: Privat

Gilt der 28. Juni noch als Anreisetag, sind alle Mannschaften dazu verpflichtet am Sonnabend, dem 29. Juni zum großen Eröffnungstag vor Ort zu sein. Höhepunkt ist die Präsentation der Mannschaften am Nachmittag auf dem Sportplatz der A. P. Møller-Skolen in Schleswig. Einen Tag später rollt dann endlich der Ball.

Fußball trifft Kultur 

Am 3. Juli folgt der traditionelle Kulturtag, auf den Ruwen Möller schon gespannt ist. „Der Tag ist besonders beliebt bei den Mannschaften, die sich alle in ganz unterschiedlicher Art und Weise präsentieren werden. Von Singen bis Videopräsentationen war schon alles dabei. Jeder wie er will.“ Auch die Location ist eine ganz besondere. „Wir sind am Knivsberg im dänischen Rødekro zu Gast. Da gibt es ein riesiges Gelände mit Sportplatz und Amphitheater“, schwärmt Möller. Zudem ist der Jugendhof Knivsverg seit 2011 auch die Freizeit- und Bildungsstätte der deutschen Minderheit in Dänemark. „An dem Tag sollen alle Spaß haben“, wünscht sich Möller. Auch das Rahmenprogramm wird mit Fußball-Dart und weiteren Aktionen fußballorientiert sein. Aber auch an den Spieltagen kommt das kulturelle Angebot nicht zu kurz. „Die vier Minderheiten werden ein buntes Programm anbieten. Von Konzerten bis Stadtführungen kann alles dabei sein.“ Zudem ist ein gemeinsames Public Viewing der EM-Spiele an den Spielstätten geplant. Dazu sind natürlich nicht nur die Teams eingeladen, sondern auch alle Zuschauer, die bei jedem Spiel freien Eintritt haben. „Auch bei den Finals“, verspricht Ruwen Möller. Diese sollen am 6. Juli im Manfred-Werner-Stadion stattfinden. „Ich bin Christian Jürgensen für den guten Austausch sehr dankbar, dass wir den Finaltag höchstwahrscheinlich beim SC Weiche Flensburg 08 durchführen dürfen.“ Denn hier stimmt nicht nur die Infrastruktur, sondern auch das Stadion. Es bietet den internationalen Journalisten einen ausgestatteten Pressebereich und Tribünen für die Zuschauer. Einzig einige Umbauarbeiten könnten dem Projektleiter noch einen Strich durch die Rechnung machen. „Ich hoffe auf eine positive Rückmeldung aus Weiche, aber sollte es nicht klappen, gibt es gute Ausweichmögklichkeiten“, weiß Möller und hat dabei das Stadion im dänischen Tondern im Blick. „Aber unser Wunsch ist natürlich das Finale in Flensburg zu spielen.“

Eine Woche mit 89 kostenlosen Spielen

Freuen dürfen sich alle Zuschauer in der Sommerpause auf eine ganze Woche kostenlosen Fußball mit insgesamt 89 Spielen (sofern sich das Teilnehmerfeld nicht mehr ändert). „Viele lokale Gesichter werden sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen mit dabei sein“, verspricht der ehemalige sportliche Leiter der SdU-Auswahl. Diesen Job musste er allerdings zu Gunsten des Projektleiters aufgeben. „Da bin ich nicht mehr involviert, aber ich würde mir ein Endspiel mit mindestens einer gastgebenden Mannschaft wünschen.“ Favorit auf den Titel ist für Ruwen Möller aber ganz klar Südtirol, deren Männer bisher alle vier Turniere gewinnen konnten. Auch einen Geheimfavoriten hat Möller schon ausgemacht: „Das sind für mich die Okzitanier aus Frankreich, die 2016 im Endspiel standen.“ Aber auch auf Kärnten ist der Projektleiter gespannt. „Alle Teams, die ins Viertelfinale kommen, haben vergleichbares Niveau mit unseren Landesliga- bis Regionalligamannschaften. Das Niveau wird also sehr gut sein. Zwar sind Profis verboten, aber viele Spieler haben Profierfahrungen, das wird man auch auf dem Platz sehen.“ So ist zum Beispiel das Team der deutschen Minderheit in Polen quasi eine Vereinsmannschaft mit Spielern, die bereits in der ersten oder zweiten Liga in Polen gespielt haben. „Und das ist noch keine fünf Jahre her, die sind noch gut dabei“, lacht Möller, der seit dieser Saison selbst Trainer einer G-Jugend ist. Die Projektleitung der „Europeada“ ist für Ruwen Möller definitiv eine einmalige Sache. „Hier kenne ich die Gegebenheiten vor Ort, spreche die Landessprachen und kenne quasi jeden Verein. Das wäre zum Beispiel in Ungarn oder jedem anderen Land alles viel komplizierter zu organisieren, wenn überhaupt.“ Doch noch wartet jeden Tag eine neue Herausforderung auf Möller, um die Europeade 2024 zur „besten aller Zeiten“ zu machen. 


Dieser Artikel erschien zuerst in der FLENSBURG SPORT #33 / Oktober 2023. 





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