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Herluf Linde?
Viele müssen einen Moment überlegen, wenn man diesen Namen sagt. „Herluf Linde, Herluf Linde… Du meinst Shorty!“ Denn unter seinem Spitznamen ist der 61-jährige nicht nur im Sport, sondern auch Privat bekannt. Sein offizieller und getaufter Vorname ist den meisten kaum geläufig. Sein Kosename ist nicht nur aufgrund der optischen Erscheinung alles andere als Rätselhaft. Er hat sich seit seiner Kindheit einfach gefestigt. „Hallo, hier ist Shorty“, meldet sich Linde dann stets am Telefon. Dass sich der „Glücksburger Jung“ in seinem Sport einen Namen gemacht hat, beweist dann auch der Bekanntheitsgrad aufgrund seines Kosenamens. „Ich habe dem Handball alles zu verdanken“, ist der 1,65 Meter Mann, der am 14. Juni 1958 geboren wurde, demütig.
Seit über 51 Jahren im Handballsport aktiv
Shorty Linde kann im Handballsport auf 51 aktive Jahre zurückblicken. Denn sie begann bereits als 10-jähriger und dies auch schon mit dem Trainerjob. Denn der Verein hatte im Elternhaus um das Talent geworben. „Ich bin in Glücksburg aufgewachsen und dort zur Schule gegangen. Draußen auf dem Feld, haben wir dann immer mit den Bällen rumgeworfen. So wollten meine Lehrer Gerd Dankert und Axel Grunwald, die Trainer beim TSV Glücksburg 09 waren, dass ich im Verein spiele. Da meine Eltern sich den Mitgliedsbeitrag für mich nicht hätten leisten können, sind beide extra zu uns nach Hause gekommen und haben gesagt: „Für Shorty braucht kein Mitgliedsbeitrag gezahlt werden. Dafür spielt er bei „Null Neun“ und wird zusätzlich Hilfstrainer. So habe ich 1968 als Zehnjähriger in der D-Jugend angefangen und war Co.-Trainer bei Gerd Dankert in der sogenannten Pampersliga für fünf- bis sechsjährige Jungen und Mädchen“, so Shorty Linde, der fortan seinen Handballweg ging. „Wir hatten das Glück, dass wir eine tolle Handballgeneration waren. Wir haben Kreis-, Bezirks- und Landesmeisterschaften in Serie gewonnen. Dies gelang uns auch als A-Jugend Mannschaft mit Glücksburg 09. 1976 sind wir sogar Vierter bei den deutschen Meisterschaften geworden.
Stationen des Trainers
Nach meinen ersten Jahren in der Herrenmannschaft, habe ich dann drei Jahre beim TSB Flensburg gespielt. Dort gehörte ich zum Stamm des damaligen Reserveteams und zum Kader der Bundesligamannschaft. Danach kehrte ich zu Beginn der 1980er Jahre zum TSV Glücksburg 09 zurück und wurde dort gleich Spielertrainer. Dort habe ich auch mit meinen Brüdern zusammengespielt. Weitere Stationen waren der TSV Munkbrarup, IF Stjernen Flensborg und dann Lundtoft in Dänemark. Dieser Club wurde später als HF Syd und heute als Sönderjysk Elitesport bekannt. Dort war ich ebenfalls Spielertrainer und wir schafften es, von der fünften bis in die zweite Liga Dänemarks aufzusteigen. Zudem habe ich auch Kreis- und Bezirksauswahlmannschaften und die Bundeswehrauswahl trainiert“, so Linde über seinen Werdegang von den Kinderschuhen bis ins Erwachsenenalter als Spieler und Trainer.
Die erste Frauen-Mannschaft bei der SG Oeversee/Jarplund-Weding
Nach 38 Jahren im Jugend- und Herrenbereich, betrat der damals mittlerweile 48-jährige 2006 dann unbekanntes Terrain. „Es kam eine freundschaftliche Anfrage von Jockel Schlüter. Er war als Spieler stets nur mein Gegner. Doch er suchte einen Trainer für die weibliche B-Jugend der SG Oeversee/Jarplund-Weding. Zunächst war ich natürlich skeptisch, da ich nur mit Herrenmannschaften gearbeitete hatte. Doch ich habe es dann gemacht und die Entscheidung nie bereut. Denn es war eine ganz tolle Zeit. Als A-Jugend Team, sind wir 2009 und 2010 zweimal hintereinander deutscher Meister geworden. Fortan bin ich dann beim Frauenhandball geblieben“, so Linde, dem „die Arbeit mit jungen Leuten sehr viel Spaß“ macht.
“Ich werde sicherlich irgendwann wieder etwas machen”
Aktuell ist er noch Trainer der „Nordfrauen“ des TSV Nord Harrislee in der zweiten Bundesliga und wird diese Aufgabe am Saisonende nach sechs erfolgreichen Jahren beenden. So zehrt der Vollbluthandballer auch von dem so viel erlebten. „Ich habe das große Glück gehabt, dass ich mit vielen Handballgrößen zusammengespielt, oder sie trainiert habe. Zu den bekanntesten gehören Jan Holpert, Michael „Mille“ Bartschies, Ulf Momsen, Bernd Magnussen und Hans-Peter Knies“, so Shorty Linde mit der Nennung einiger Weggefährten. Durch das Ende seiner Tätigkeit beim TSV Nord Harrislee, ist der 61-jährige aber noch lange nicht Handballmüde. „Ich bin ja nach meinem Hauptberuf als Lehrer an der dänischen Schule in Handewitt nun bald Rentner. Aber ohne Handball kann ich nicht. Ich werde sicherlich irgendwann wieder etwas machen. Aber ich freue mich im Sommer auch mal auf die Zeit, keine Kaderplanung machen zu müssen. Dazu ist es auch mal schön, keine Trainingspläne für eine Mannschaft, oder individuell für Spielerinnen zu machen. Denn ich habe immer den Anspruch gehabt, die Spielerinnen zu verbessern und sie so zu entwickeln, dass sie sich in ihrer Art in die Spiele einbringen können“, so Linde mit Vorfreude auf mehr Zeit für „seine Lieben“, die ihn auch außerhalb des Handballs begleiten. Auch wenn sie selbst dem Sport verbunden sind. „Meine Kinder Peer Oliver und Anne Katrin, meine Enkeltochter Lotta und meine Ehefrau Ilona sind meine großen Stützen.
Familie als große Stütze
Peer und Anne sind von Kindesbeinen mit in der Halle gewesen und haben den Sport natürlich auch aufgesogen. Das ich mit Peer gemeinsam die Nordfrauen trainieren kann, ist ein so großes Glück“, so Shorty Linde über seinen am 20. August 1985 geborenen und über 1,90 Meter großen Sohn. Tochter Anne ist vom Gardemaß nahezu identisch mit Shorty. „Sie ist eine starke Abwehrspielerin und vorne Durchsetzungsstark. Eine echte Linde“, so „Papa“ Shorty mit einem Lächeln über die am 17. November 1987 geborene Spielerin der IF Stjernen Flensborg. Unabhängig von Ergebnissen in der zweiten Bundesliga und auch nach Niederlagen gibt es dann einen Menschen, der doch wieder ein Funkeln und Lächeln in Shortys Gesicht zaubern kann. Seine Enkeltochter Lotta. Wenn der am 11. Januar geborene kleine Wirbelwind nach Spielschluss über das Parkett der Holmberghalle flitzt und Opa anlächelt, kann sogar der Vollbluthandballer umschalten. Zu seiner fröhlichen Art hat aber auch Ehefrau Ilona entscheidend mit beigetragen. „Ich war ja alleinerziehender Vater. Ich habe sie kennengelernt, als wir in Jarplund-Weding mal eine Unterstützung gesucht haben, die Spielern im Rahmen der Stärkung von Knochen und Muskulatur ihr Wissen mitgeben sollte. Ilona ist eine absolute Sportskanone und Instrukteurin im Fitnessbereich. Nach 14 Jahren wilder Ehe, haben wir dann am 18. August 2018 geheiratet. Sie ist eine einmalige Frau“, so der glückliche Shorty Linde, der „seine Loni“ aber tatsächlich unter seinem Geburtsnamen Herluf Linde heiratete. (jös)
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe Januar/Februar 2020.