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Hamburg – Zugegeben, auf den ersten Blick mag die Ankündigung, dass der Sieger des am heutigen anstehenden Zweiliga-Derbys zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV Spitzenreiter wird, überraschen. Dass die „Rothosen“, wenn sie im Millerntor-Stadion gewinnen, die Tabellenführung, die seit Sonnabend Holstein Kiel nach einem 1:0-Sieg gegen den FC Erzgebirge Aue innehat, zurückerobern würden, ist gemeinhin bekannt.
Etwas anders verhält es sich bei den Kiez-Kickern: Im Gesamtklassement nur auf dem zwölften Rang liegend, würden sie mit einem weiteren „Dreier“ im Tableau der Rückrunde den Platz an der Sonne erobern.
Dies ist ein Beleg dafür, welch hervorragende Entwicklung die Braun-Weißen in den letzten Wochen durchliefen. Das am vergangenen Sonnabend mit dem Glück des Tüchtigen errungene 3:2 gegen den SV Darmstadt 98 war der vierte Sieg in Folge. Von den letzten sieben Aufgaben wurden sechs gewonnen und von den zurückliegenden neun Partien ging nur eine verloren. Deshalb stellte St. Paulis Trainer Timo Schultz am Sonntag während der virtuell durchgeführten Pressekonferenz selbstbewusst fest: „Wir haben momentan eine gute Phase. Das wissen wir auch, das weiß auch der HSV. Entsprechend gehen wir auch mit breiter Brust ins Derby. Ich gehe davon aus, dass es ein Duell auf Augenhöhe wird und es keinen wirklichen Favoriten gibt.“
Es geht um mehr als nur drei Punkte
HSV-Coach Daniel Thioune erklärte auf der Pressekonferenz im Volkspark, die ebenfalls virtuell durchgeführt wurde: „Ich bin immer um eine sachliche Einordnung bemüht: Nachdem die Hinrunde für den FC St. Pauli nicht so erfolgreich gelaufen ist, wurde zuletzt mit vier Siegen am Stück und der Platzierung ganz weit oben in der Rückrundentabelle gezeigt, dass gut gearbeitet wurde, beziehungsweise das kompensiert wurde, was in der Hinrunde nicht so gut war. Es freut mich für den Trainerkollegen Timo Schultz, dass er ruhig geblieben ist, durch das Tal der Tränen durchgegangen und sich befreit hat. Nichtsdestotrotz ist Derbyzeit. Es ist angerichtet: Wir wollen alles dafür tun, damit wir am Montagabend als Sieger vom Platz gehen. Es geht morgen um mehr als um drei Punkte: Es geht darum, wieder die Nummer eins in der Stadt zu sein.“
Bei diesem Unterfangen muss Thioune weiter auf Klaus Gjasula und Toni Leistner verzichten. Zudem fehlt Amadou Onana aufgrund der Gelb-Roten Karte, die er am vergangenen Sonntag bei der peinlichen, beim Schlusslicht Kickers Würzburg bezogenen 2:3-Pleite kassiert hatte. Dafür dürfte bei den Gästen der zuletzt sehr zweikampfstarke Stephan Ambrosius nach abgesessener Gelb-Sperre in die Start-Elf zurückkehren. Dagegen dürfte Rick van Drongelen, der nach überstandenem Kreuzbandriss wieder mittrainiert, vorerst auf der Bank Platz nehmen.
Bei den Hausherren steht hinter dem Mitwirken des gebürtigen Elmshorners Finn-Ole Becker ein Fragezeichen: „Er hatte Anfang der Woche ein bisschen Rückenprobleme und hat dann im Kraftraum gearbeitet. Er konnte am Sonnabend aber schon wieder voll trainieren“, erklärte Schultz. Definitiv fehlen werden bei der Heim-Elf die Langzeitverletzten Christopher Avevor (unterzog sich einer weiteren Operation), Christopher Buchtmann und Ryo Miyaichi. “Alle anderen sind fit und haben Lust aufs Derby, betonte Schultz.
„Es ist ein besonderes Spiel“
Dies gilt auch für die Winter-Neuzugänge Adam Dzwigala (zuletzt vereinslos), Omar Marmoush (VfL Wolfsburg), Tore Reginiussen (Rosenborg Trondheim), Eric Smith (KAA Gent), Dejan Stojanovic (FC Middlesbrough), die vor ihrem ersten Hamburger Stadt-Duell stehen. „Es ist ein besonderes Spiel, auf das ich besonders hin fiebere. Die Jungs wissen auch Bescheid, sie kennen Derbys aus ihrer Vergangenheit. Da vielleicht auf einem anderen Niveau und nicht so extrem wie hier bei uns in Hamburg. Ein Stadtderby ist dann ja noch mal was anderes als ein regionales Derby. Wir haben das in den letzten Tagen schon thematisiert, die Jungs sprechen untereinander aber auch. Spätestens am Montag, wenn wir nach dem Abschlusstraining ins Hotel gehen, wird auch bei den Neuzugängen dieses Knistern da sein. Wir haben ein schönes Flutlichtspiel und dann müssen wir zusehen, dass wir die Stimmung auf den Platz transportieren“, urteilte Schultz.
Aber auch Thioune, in dessen Team mit Jeremy Dudziak ein Ex-St. Paulianer steht, wies seine Schützlinge eindringlich auf die Bedeutung der Partie hin. „Es geht um mehr als um drei Punkte.“ Die hatte im Hinspiel kein Team geholt, denn am 30. Oktober 2020 gab es im Volkspark ein 2:2-Unentschieden. In der Saison 2019/2020 hatten die Kiez-Kicker beide Stadt-Duelle mit 2:0 gewonnen (am 16. September 2019 und am 22. Februar 2020 daheim). Der letzte HSV-Sieg am Millerntor datiert vom 10. März 2019 und fiel mit 4:0 sehr deutlich aus – er brachte den „Rothosen“ aber auch kein Glück, denn von ihren darauf noch folgenden zehn Saisonspielen gewannen sie nur noch zwei und verpassten am Ende den sofortigen Wiederaufstieg in die Erste Bundesliga – was nicht nur auf den ersten Blick überraschend war. (kw)
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