Herzschmerz-Rücktritte: Gehen bei den Nordfrauen die Lichter aus?

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Sie sind das Aushängeschild des Vereins und der gesamten Region: Die Nordfrauen vom TSV Nord Harrislee. Ihre Zukunft ist jetzt allerdings völlig offen, denn bei den sportlichen Erfolgen der Mannschaft kam der Verein mit den passenden Strukturen nicht hinterher, so dass die Nordfrauen quasi auf sich allein gestellt waren.

Nachdem Shorty Linde seinen Rücktritt zum Saisonende offiziell gemacht hatte, galt sein Sohn Peer als großer Hoffnungsträger beim TSV Nord Harrislee als Trainer-Nachfolger der Nordfrauen. Jetzt steht fest, Peer Linde wird die Nachfolge seines Vaters nicht antreten und mit ihm werden auch Ligamanager und Torwarttrainer Rainer Feddersen und die beiden Betreuer Stephan Lache und Eckhard Franzke zum Ende der Saison aufhören.

Ein Abschied mit Herzschmerz: “Es fehlen Helfer an allen Ecken”

Seit September befand sich Peer Linde in Gesprächen mit der Vereinsführung und hatte sich seine Entscheidung alles andere als leicht gemacht. Für ihn war es eine große Chance, als junger Trainer eine Zweitliga-Mannschaft zu übernehmen. “Es war keine leichte Entscheidung”, sagte er auf der Pressekonferenz in den Räumlichkeiten der Holmberghalle nach dem Ligaspiel gegen die Füchse Berlin. Vor vier Jahren ist er zum Team dazu gestoßen und hat einen großen Anteil am Erfolg der Mannschaft, die mit kleinen Mitteln großes schaffte. “Jeder Trainer müsste sich die Finger lecken, eine solche Mannschaft trainieren zu dürfen.” Und trotzdem hat er sich gegen ein Engagement entschieden, eine Entscheidung, die mit sehr viel Herzschmerz verbunden war.  “Es gibt keine zweite Frauenmannschaft, es gibt keine A-Jugend, es wird nicht mit anderen Vereinen zusammengearbeitet. Es fehlen Helfer an allen Ecken. Ich sah keinen Lösungsansatz. Ich habe mit 40 Leuten gesprochen, aber keiner hatte die nötige Zeit oder war gewillt mehr zu machen. Alleine bekomme ich das nicht gestemmt.” Linde betont, dass es keine Entscheidung gegen die Mannschaft war. Diese hatte vor dem Spiel gegen Werder Bremen von der Entscheidung erfahren und mit reichlich Tränen und Entsetzen reagiert. “Für sie ist das Kartenhaus zusammengebrochen. Es herrscht jetzt eine große Verunsicherung”, denn nicht nur Peer und Shorty Linde werden nach der Saison nicht mehr dabei sein, sondern auch ihr Kompetenzteam wird sich zurückziehen.

“Irgendwann ist mal Schluss”

Rainer Feddersen kam vor acht Jahren durch seine Tochter in den Verein und begann eigentlich als Torwarttrainer. “Es kamen immer mehr Aufgaben hinzu.” Am Ende war er zusätzlich der Teammanager, der Aufgaben weit über sein Tätigkeitsfeld hinaus übernahm, wie auch alle anderen Mitglieder des Funktionsteams. “Die Helfer fehlen, es gibt eine totale Überlastung”, sagt Feddersen, der eigentlich nur Torwarttrainer sein wollte. “Wir sind am absoluten Limit. Irgendwann ist mal Schluss.”

Trotz der jahrelangen Hilferufe von Shorty Linde und Team in Richtung Verein, rechnete man hier offenbar nicht mit den Rücktritten, denn erhört wurden die Hilferufe nicht wirklich. Außer der finanziellen Unterstützung kam von Vereinsseite wenig. Wulf Müller-Hüllsenitz, 2. Vorsitzender des TSV Nord, erklärte, dass es sich beim TSV Nord Harrislee um einen Breitensportverein handle und alle Sparten gerecht behandelt werden müssten. Handball-Obmann Andreas Lemke bedauert die Entscheidung des Teams. “Peer war der Wunschkandidat des Vereins.”

Die 2. Liga ist in Harrislee gewollt

Dank der sportlichen Erfolge gelang es den Nordfrauen auch viele Sponsoren an Land zu ziehen und zu begeistern. “Finanziell sind wir überraschend gut aufgestellt für die nächste Saison”, sagt Feddersen, gab aber auch zu bedenken, dass durchaus Sponsoren wegfallen könnten, die auf Grund persönlicher Beziehungen zum Kompetenzteam die Mannschaft unterstützen. Müller-Hüllsenitz versicherte zudem, dass die 2. Liga in Harrislee gewollt ist. Und beim TSV Nord Harrislee wird weiter positiv gedacht. “Wir sind schon mit einigen Trainern in Gesprächen. Wenn wir nicht optimistisch wären, bräuchten wir ja gar nicht anfangen.” Der Optimismus geht sogar soweit, dass wenn erst mal ein passender Trainer gefunden wurde, sich das „drumherum“ mit Glück von alleine ergibt…






 

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